Seit 1973

Über 50 Jahre Jazzatelier Ulrichsberg

Seit einem halben Jahrhundert liegt der inhaltliche Schwerpunkt des Vereins auf der Präsentation und Vermittlung eines anspruchsvollen Veranstaltungsprogramms in den Bereichen Musik (Jazz, improvisierte und Neue Musik), Film und Bildende Kunst.

Gründung

Seit 1973

Die Gründung des Jazzateliers erfolgte im Jahr 1973. Anfangs galt das Interesse vorwiegend traditioneller Jazz- und Bluesmusik, heute werden zusätzlich verschiedenste Formen zeitgenössischer, improvisierter und komponierter Musik präsentiert.

In den Anfangszeiten war es nicht einfach, den Verein zu etablieren.
Die Akzeptanz in der Gemeinde und die Unterstützung fehlte großteils.
Es ist nur der hohen Motivation und des großen Engagements der Vereinsmitglieder zu verdanken, dass sich der Verein als Veranstalter international etablieren konnte.

Die Gründer: Adolf Berlinger, Josef Geretschläger, Werner Ruckerbauer, Christof Pröll (im Bild v.l.n.r.) sowie Franz Krenn (nicht im Bild) 

Geschichte

Allerheiligen 1973: Beginn der Adaptierungsarbeiten im Haus Ulrichsberg, Markt 17 am 1. November. Umbau eines privat angemieteten alten Kellergewölbes zu einem Clubraum für Referate, Diskussionsabende und Konzerte.

Eröffnung des ersten Clubraumes am 5. 1. 1974. Allerdings: Schon im September muss das Haus Markt 17 geräumt werden, da der Besitzer das Gebäude zugunsten des Neubaues „Hotel Böhmerwaldhof“ schleifen lässt.

Herbst 1974: Beginn der Adaptierungsarbeiten im Haus Markt 20 (ehemaliges Gasthaus Neuburger). Umbau mehrerer Räume, die von der Marktgemeinde Ulrichsberg (Bgm. Franz Pröll) gegen Betriebskostenersatz zur Verfügung gestellt und zu einem Club- und Veranstaltungslokal ausgebaut werden. Kleinere Konzerte finden im Haus Markt 20 statt. Für größere Konzerte wird der Pfarrsaal bzw. der Turnsaal verwendet. Foto: Der Ofen im Clubraum des Hauses Markt 20.

Auszug aus dem Haus Markt 20, da die Marktgemeinde Ulrichsberg dieses Gebäude wegen des bevorstehenden Rathausneubaues abreißen lässt.

Beginn der Adaptierungsarbeiten für einen neuen, von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Clubraum am 8. November 1982 im Keller des Hauses Kirchengasse 7. Später Ausdehnung der Benutzungsbefugnis auf das Obergeschoss – einem kleinen Veranstaltungssaal (der Saal des ehemaligen Gasthauses Rührnößl). Foto: Der Eingangsbereich zum Haus Kirchengasse 7 und die Eisenschrottskulptur „Vastehst und Dings“ (nach einer Idee von Helmut „Cäsar“ Schlägel, angefertigt von Ronald Cero, Wolfgang Rauch, Markus Berlinger, u.a.).

Größere Konzerte finden weiterhin im Pfarr- bzw. Turnsaal statt (Foto: Die „Phil Minton Group“ mit Alan Tomlinson, Phil Minton und Achim Knispel, 1985 im Turnsaal). Für Ausstellungen werden in diesen Jahren die Ausstellungsräume der örtlichen Raiffeisenkasse verwendet, für Filmabende das Kino der Nachbargemeinde Klaffer.

Der „Round Table“ im Clubraum des Hauses Kirchengasse 7.

Das Musikfestival „Ulrichsberger Kaleidophon“ – ein Festival für Improvisation, Jazz und Neue Musik wird erstmals abgehalten. Als Veranstaltungsort dient die Halle des Sägewerkes Konrad Pfoser in Hintenberg. Foto: Posaunist Radu Malfatti und Pianist Georg Gräwe beim ihrem Auftritt am ersten Ulrichsberger Kaleidophon, 1986 im Sägewerk Pfoser.

Das Haus Kirchengasse 7 ist das erste von insgesamt drei Häusern, welches der zu jener Zeit amtierende Gemeinderat zugunsten eines neuen Kirchenplatzes schleifen lassen will…

Am 5. Juni 1987 erzwingt die Gemeinde Ulrichsberg den Auszug des Jazzateliers, sieht sich aber aufgrund der nach den diversen Gebäudeabrissen im Ortszentrum nun bestehenden Raumnot außerstande, dem Jazzatelier weiterhin Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Das Haus Badergasse 2 im Ankaufszustand und der Veranstaltungssaal im Haus Badergasse 2 – vor der Renovierung…

Während der Sommermonate 1987 treffen sich die nun „heimatlosen“ Clubmitglieder des Jazzateliers auf öffentlichen Plätzen in Ulrichsberg unter einem tragbaren, mit Plastikplanen abdeckbaren Holzgestell, dem sogenannten „Fliegenden Jazzatelier“.

Am 28. Juni 1987 erfolgt die Konstituierung des gemeinnützigen Vereines “Jazzatelier Ulrichsberg” (bis dahin war das Jazzatelier ein juristisch nicht näher definierter Club). Die Mitglieder des neugegründeten Vereines beschließen am 1.Juli 1987 den Ankauf des Hauses Badergasse 2 für die Zwecke des Jazzateliers. Da es seitens einiger Anrainer heftige Proteste gibt (eine Bürgerinitiative gegen die Adaptierung eines eigenen Hauses für das Jazzatelier hatte sich formiert) verweigert die öffentliche Hand zunächst jegliche Unterstützung. Der Ankauf des Hauses wird deshalb zur Gänze aus Eigenmitteln finanziert (Kaufpreis öS 250.000,00: 50 Mitglieder erwerben je einen Anteil im Wert von öS 5.000,00). Im Herbst 1987 schließlich kann mit den Adaptierungsarbeiten im Haus Badergasse 2 begonnen werden.

Das Land Oberösterreich und auch das Bundesministerium für Unterricht und Kunst haben sich inzwischen bereiterklärt, die Hausadaptierung finanziell zu unterstützen. Lediglich die Marktgemeinde Ulrichsberg bleibt den vom Gemeindevorstand in Aussicht gestellten Unterstützungsbetrag zumindest teilweise schuldig. Mit der dritten Ausgabe des Musikfestes „Ulrichsberger Kaleidophon“ im Juni 1988 beginnt die Benutzung des Hauses Badergasse 2 als neue Heimstatt des Jazzateliers. Die offizielle Hauseröffnung findet im September statt. Das Jazzatelier verfügt ab diesem Zeitpunkt über einen Clubraum, einen Veranstaltungssaal (in zwei verschiedenen, variabel gestaltbaren Größen) eine Siebdruckwerkstatt und ein Büro. Da es aufgrund des Widerstandes eines Anrainers zu keiner gültigen Bauverhandlung und Baukollaudierung kommt, kauft der Verein am 24. Oktober 1988 das leerstehende, direkt an das Haus Badergasse 2 anrainende Haus Badergasse 1. Dieser Kauf führt zum „Verlust“ des protestierenden Anrainers und ermöglicht eine gültige Benutzungsbewilligung.

Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, der sich als OÖ. Kulturreferent für das Jazzatelier oftmals vehement eingesetzt hat, überreicht dem Jazzatelier den „Kulturpreis des Landes Oberösterreich für initiative Kulturarbeit“. Die stetig steigende Veranstaltungsdichte erfordert professionelleres Arbeiten. Per 1. Juni 1990 erfolgt daher die Anstellung eines ganztags beschäftigten Leiters. 

(Foto: Die Kulturpreisverleihung an das Jazzatelier, die "Localbühne Freistadt" und den Kulturverein "Kanal-Schwertberg". V.l.n.r.: Wolfgang Steininger, Alois Fischer, LH Dr. Josef Ratzenböck, Harald Reiss und Mag. Martin Sturm von der Kulturdirektion des Landes Oberösterreich.)

In den bereits bestehenden Veranstaltungssaal wird eine 35mm-Filmvorführmaschine eingebaut. Im Dezember 1990 startet der Programmkinobetrieb.

Die Sanierung und Renovierung des Hauses Badergasse 1 ist inzwischen soweit vorangeschritten, dass ab dem Spätherbst das zweite Obergeschoss für Ausstellungszwecke verwendet werden kann. Die Galerieeröffnung (und damit zugleich die letzte „Teileröffnung“ des Hauses) findet am 14. Dezember 1991 statt. Die erste Abhaltung des themenspezifischen Musikfestivals „Phonomanie“ fällt ebenfalls ins Jahr 1991. Foto: Bernhard Gals Installation „zhu shui“ anl. der Phonomanie VI im Jahr 2000 in den Jazzatelier-Galerieräumen.

Programm

Das stattfindende Programm im Jazzatelier Ulrichsberg besteht aus jährlich etwa zehn Konzerten und dem internationalen Musikfestival „Ulrichsberger Kaleidophon“. Neben dem Musikprogramm bietet es Veranstaltungen in den Bereichen Film und Bildende Kunst an. Die Auswahl des Programms berücksichtigt vor allem Werte wie Qualität und Aktualität. Dabei wird minderheitenfreundlich, gendergerecht, kompromisslos, kritisch, international offen, beharrlich und kontinuierlich vorgegangen.

Film-Dokumentation

„Der Rest is mir Wurst“ – ein Dokumentarfilm von Johann Balda, Deutschland 2015, 30 Minuten.

#newbeginnings

Visions

In den kommenden Jahren wollen wir unseren hohen Qualitätsstandard in der Programmgestaltung beibehalten und gleichzeitig ein jüngeres Publikum gewinnen. Ein besonderes Anliegen ist es, jungen und weniger bekannten Musikerinnen und Künstlerinnen eine Plattform zu bieten. Wir setzen auf frische, vielfältige Programme und vermeiden bewusst Wiederholungen. Mit kleinen, gezielten Schritten streben wir Veränderungen an und möchten ein offenes Haus für Kunst- und Kulturinteressierte sein, das neue Ideen und kreatives Schaffen fördert.