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Im Nordosten Marokkos erlebt die hübsche Zeinab ihr
Hochzeitsfest und muss zusehen, wie der Ehemann am Tag danach ins
Ausland abreist, um in Europa irgendwo Arbeit zu suchen. Wann er
wiederkehrt, ist unklar, klar ist einzig, dass Zeinab schwanger ist. Auf
den Mann wartend macht die junge Frau, was in ihrer Heimat einer alten
Tradition entspricht: Sie lässt das ungeborene Kind in ihrem Körper
schlafen in der Hoffnung, dass der Vater eines Tages wieder kommen möge
und sie dann gemeinsam das Kind zur Welt bringen können. Was ungewohnt
scheinen mag, entspricht im Maghreb einem alten Brauch. Die
Filmemacherin Yasmine Kassari, die mit ihrem letzten Film Quand les
hommes pleurent Männer im spanischen Arbeitsexil porträtiert hat,
stellte sich die Frage: Und was ist mit den zurückgelassenen Frauen? Sie
hat sich nach dem Dokumentarfilm für den Spielfilm entschieden, um von
diesem Brauch zu reden, der auch sinnbildlich stark ist für die
Situation der Frauen.
"Ich habe effektiv einen Mythos genommen, der seit
Urzeiten existiert, insbesondere im Maghreb. Dieser Mythos interessierte
mich in dem Sinn, als er Sinnträger sein konnte für das, was ich
erzählen möchte. Was mich interessiert, ist weniger die soziologische
oder anthropologische Lektüre des Mythos als vielmehr sein
metaphorischer Gehalt.
Ich bin nie von einer Forderung ausgegangen. Da stecken weit tiefere
Gründe dahinter. Dieser Film stellt die Frauenfiguren in den
Vordergrund, aber bevor ich von diesen Frauen sprach, hatte ich einen
Film über Männer gemacht: Quand les hommes pleurent. Ich glaube nicht,
dass L´enfant endormi ein Film ist, der stärker auf die Frauen
fokussiert ist als auf die Männer. Tatsächlich existieren die Männer
hier kraft ihrer Absenz. Sie sind ständig außerhalb des Bildes. Ich habe
diesen Film gemacht, um über den Stand der Dinge zu reden, den Stand des
Körperlichen, der die Männer genauso betrifft wie die Frauen." (Ysamine
Kassari)
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