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Jazzatelier Ulrichsbg
 
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Schlippenbach Trio

Samstag, 9. Dezember 2006, 20.00 Uhr, Jazzatelier Ulrichsberg

     
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Evan Parker, Saxophone
Alexander von Schlippenbach, Klavier
Paul Lovens, Schlagzeug und Perkussion

     
             
     

„Ende November, wenn es nass, kalt und früh dunkel wird, bereiten sich A, EP und Pe auf die Winterreise vor. D.h., sie treffen eine Auswahl der zu verkaufenden Tonträger - das Weihnachtsgeschäft(!) - und suchen nach dem zieh-dich-warm-an Prinzip die richtigen Klamotten. Das Auto bekommt Winterreifen und wenn der Ölwechsel gemacht ist, die Staubfilter erneuert sind, gehts los. Sie fahren Alles mit dem Auto (4500 bis 6000 km), weil sie sich da mehr als freie Männer fühlen. Wenn sie Musik hören wollen, schieben sie einen Tonträger rein, Jazz - als er noch war, was er war (!). Dizzy´s Big Bands der 50er-Jahre z.B. oder „Rollins at the Village Vanguard“ mit Wilbur Ware und Elvin Jones. Um die Mittagszeit wird die Autobahn verlassen und in den nahe gelegenen Dörfern nach einem passenden Gasthof gesucht. Mit dem Gasthof gehts auch manchmal daneben, besonders nördlich der Mainlinie, wo nicht mehr gekocht wird.

Später, bei Dunkelheit und schlechtem Wetter in einer unbekannten Stadt ankommen und dann den Club zu finden ist ein melancholisches Geschäft und Kunststück für sich. Soundchecks gibt es nicht, weil sie nur akustisch spielen. Die Verstärkerei ist eine Krankheit, musikzerstörend und ohne jeden Sinn!

Und dann gehts los. Aus dem Nichts fängt es meistens mit kleinem, atonalen Vorgeplänkel ganz harmlos an. Aber schon bald geraten die Moleküle in Bewegung. Und wenn sie dann voll abfahren und es an der Schallmauer bröckelt, können sich auch die Skeptischen und sogar Widerwilligen im Publikum der Kraft dieser Musik nicht mehr entziehen. Es ist Free Jazz. Ein gutes Antidepressivum, wie eine qualifizierte Zuhörerin vor einiger Zeit feststellte.“

(Alexander von Schlippenbach. Gekürzte Version der Liner-Notes zur soeben auf PSI-Records erschienenen CD „winterreise“ des Schlippenbach-Trios.)

 

Vinko Globokar hat einmal gesagt, beim freien Improvisieren interessiere ihn nur die erste Begegnung zwischen Musikern. Schon beim zweiten Zusammenspiel sei der Improvisationsprozeß nicht mehr frei und offen, sondern durch die gemeinsamen Spielerfahrungen belastet und eingeschränkt. Schlippenbach ist da anderer Ansicht: "Es bilden sich Klischees heraus, gewisse Dinge, die von der Erwartung her eintreffen mögen; man stellt sich darauf ein, und die Musik bekommt eine bestimmte Richtung. Wenn man es aber fertig bringt, durch solche Phasen hindurchzugehen, und sich kritisch genug damit auseinandersetzt, dann kann man einen Schritt weiterkommen. Und dann kriegt die Musik plötzlich einen festen Boden unter den Füßen, der ihr sonst erstmal fehlt." (Schlippenbach im Gespräch mit Peter Niklas Wilson.)

Seit nunmehr dreißig Jahren improvisieren Paul Lovens, Evan Parker und Alexander von Schlippenbach zusammen - eine Kontinuität der gemeinsamen Spielpraxis, die selten ist in der Improvisationsszene. Schlippenbachs stringente Motivik und seine erlesenen Clusterfarben, Lovens leichtfingriges Perkussionsspiel, seine schwebende Time auf den Becken und die Einlagen mit der singenden Säge, Parkers Stakkatissimo-Kaskaden auf dem Tenorsaxophon, seine Zirkularloops auf dem Sopran, auf die seine Mitmusiker mit federnden Perpetuum-Mobile-Rhythmen antworten - all das kennt und liebt man seit langem. Neu ist vielleicht die Offenheit der Spielkonstellationen, der Wechsel zwischen Soloeinlagen, verschiedenen Duo-Konstellationen und Triopassagen unterschiedlicher Dichte und Intensität. Doch es hieße falsche Maßstäbe (diejenigen der abendländischen Werkästhetik) an eine Improvisationsgruppe anlegen, erwarte man vom Schlippenbach Trio von Konzert zu Konzert und von Plattenaufnahme zu Plattenaufnahme Innovatives und Ungehörtes. Es ist gerade der vertraute Boden, auf dem sich Schlippenbach, Parker und Lovens - die ihre Originalität und Innovationskraft übrigens jeder für sich längst bewiesen haben - bewegen, ihre Art kollektiv zu atmen, gemeinsam Spannungsbögen zu entfalten, wodurch jedes Konzert des Trios immer wieder zu einem faszinierenden Hörerlebnis wird. (Martin Pfleiderer, Neue Zeitschrift Für Musik)

 

"I find the universe to be an amazing place. And I believe that that's the kind of spirituality that I'm interested in... And the truth must be about the miraculous nature of the universe that we're born into. And our opportunities to learn and develop and to understand more are built into the way the universe is structured. And you can call that spiritual, or, I don't know, you can call it scientific, or you can call it philosophical. But at a certain point, if a philosophy is telling the truth, it's saying the same thing as a religion - if a religion is telling the truth. And if a science is telling the truth then it's saying the same thing as a philosophy or a religion. An understanding, an insight can come through any of those disciplines. But at a certain point, if it's saying something true, then it's saying something universal. That might be a spiritual idea." (Evan Parker)

 
 
     

 

     
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