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„Ende November, wenn es nass, kalt und früh dunkel
wird, bereiten sich A, EP und Pe auf die Winterreise vor. D.h., sie
treffen eine Auswahl der zu verkaufenden Tonträger - das
Weihnachtsgeschäft(!) - und suchen nach dem zieh-dich-warm-an Prinzip
die richtigen Klamotten. Das Auto bekommt Winterreifen und wenn der
Ölwechsel gemacht ist, die Staubfilter erneuert sind, gehts los. Sie
fahren Alles mit dem Auto (4500 bis 6000 km), weil sie sich da mehr als
freie Männer fühlen. Wenn sie Musik hören wollen, schieben sie einen
Tonträger rein, Jazz - als er noch war, was er war (!). Dizzy´s Big
Bands der 50er-Jahre z.B. oder „Rollins at the Village Vanguard“ mit
Wilbur Ware und Elvin Jones. Um die Mittagszeit wird die Autobahn
verlassen und in den nahe gelegenen Dörfern nach einem passenden Gasthof
gesucht. Mit dem Gasthof gehts auch manchmal daneben, besonders nördlich
der Mainlinie, wo nicht mehr gekocht wird.
Später, bei Dunkelheit und schlechtem Wetter in
einer unbekannten Stadt ankommen und dann den Club zu finden ist ein
melancholisches Geschäft und Kunststück für sich. Soundchecks gibt es
nicht, weil sie nur akustisch spielen. Die Verstärkerei ist eine
Krankheit, musikzerstörend und ohne jeden Sinn!
Und dann gehts los. Aus dem Nichts fängt es meistens
mit kleinem, atonalen Vorgeplänkel ganz harmlos an. Aber schon bald
geraten die Moleküle in Bewegung. Und wenn sie dann voll abfahren und es
an der Schallmauer bröckelt, können sich auch die Skeptischen und sogar
Widerwilligen im Publikum der Kraft dieser Musik nicht mehr entziehen.
Es ist Free Jazz. Ein gutes Antidepressivum, wie eine qualifizierte
Zuhörerin vor einiger Zeit feststellte.“
(Alexander von Schlippenbach. Gekürzte Version der
Liner-Notes zur soeben auf PSI-Records erschienenen CD „winterreise“ des
Schlippenbach-Trios.)
Vinko Globokar hat einmal gesagt, beim freien
Improvisieren interessiere ihn nur die erste Begegnung zwischen
Musikern. Schon beim zweiten Zusammenspiel sei der Improvisationsprozeß
nicht mehr frei und offen, sondern durch die gemeinsamen
Spielerfahrungen belastet und eingeschränkt. Schlippenbach ist da
anderer Ansicht: "Es bilden sich Klischees heraus, gewisse Dinge, die
von der Erwartung her eintreffen mögen; man stellt sich darauf ein, und
die Musik bekommt eine bestimmte Richtung. Wenn man es aber fertig
bringt, durch solche Phasen hindurchzugehen, und sich kritisch genug
damit auseinandersetzt, dann kann man einen Schritt weiterkommen. Und
dann kriegt die Musik plötzlich einen festen Boden unter den Füßen, der
ihr sonst erstmal fehlt." (Schlippenbach im Gespräch mit Peter Niklas
Wilson.)
Seit nunmehr dreißig Jahren improvisieren Paul
Lovens, Evan Parker und Alexander von Schlippenbach zusammen - eine
Kontinuität der gemeinsamen Spielpraxis, die selten ist in der
Improvisationsszene. Schlippenbachs stringente Motivik und seine
erlesenen Clusterfarben, Lovens leichtfingriges Perkussionsspiel, seine
schwebende Time auf den Becken und die Einlagen mit der singenden Säge,
Parkers Stakkatissimo-Kaskaden auf dem Tenorsaxophon, seine
Zirkularloops auf dem Sopran, auf die seine Mitmusiker mit federnden
Perpetuum-Mobile-Rhythmen antworten - all das kennt und liebt man seit
langem. Neu ist vielleicht die Offenheit der Spielkonstellationen, der
Wechsel zwischen Soloeinlagen, verschiedenen Duo-Konstellationen und
Triopassagen unterschiedlicher Dichte und Intensität. Doch es hieße
falsche Maßstäbe (diejenigen der abendländischen Werkästhetik) an eine
Improvisationsgruppe anlegen, erwarte man vom Schlippenbach Trio von
Konzert zu Konzert und von Plattenaufnahme zu Plattenaufnahme
Innovatives und Ungehörtes. Es ist gerade der vertraute Boden, auf dem
sich Schlippenbach, Parker und Lovens - die ihre Originalität und
Innovationskraft übrigens jeder für sich längst bewiesen haben -
bewegen, ihre Art kollektiv zu atmen, gemeinsam Spannungsbögen zu
entfalten, wodurch jedes Konzert des Trios immer wieder zu einem
faszinierenden Hörerlebnis wird. (Martin Pfleiderer, Neue Zeitschrift
Für Musik)
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"I find the universe to be an amazing place. And I
believe that that's the kind of spirituality that I'm interested in...
And the truth must be about the miraculous nature of the universe that
we're born into. And our opportunities to learn and develop and to
understand more are built into the way the universe is structured. And
you can call that spiritual, or, I don't know, you can call it
scientific, or you can call it philosophical. But at a certain point, if
a philosophy is telling the truth, it's saying the same thing as a
religion - if a religion is telling the truth. And if a science is
telling the truth then it's saying the same thing as a philosophy or a
religion. An understanding, an insight can come through any of those
disciplines. But at a certain point, if it's saying something true, then
it's saying something universal. That might be a spiritual idea." (Evan
Parker) |
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